Typografie - Papierformate

Blatt-Proportionen

Das Verhältnis von Breite zu Höhe eines Blattes (bzw. der Hintergrundfläche eines elektronischen Dokumentes) hat großen Einfluß auf den Charakter der Gestaltung.

Assoziationen wie schlank, edel, breit, gedrungen oder großzügig kommen einem in den Sinn. Schlanke Proportionen sind günstig, wenn man viel Text transportieren muß. Während breite Proportionen sich gut für die Wiedergabe von Bildern eignen.


 
Proportion:
Der Goldene Schnitt verkörpert mit 1:1.618 die Proportion, die in der Natur am häufigsten vorkommt. Auch er läßt ein schlankes Blatt entstehen.
1 : 1.618
Bei den DIN Formaten stehen Breite und Höhe immer im Verhältnis 1 zu Wurzel aus 2 (1:1.41). Eine sehr praktische und sehr deutsche Sache. Egal ob DIN A0 oder DIN A4, halbiert man das Blatt kommt immer wieder das Verhältnis 1:1.41 heraus. Siehe Tabelle unten.
1 : 1.41
Etwas breiter kommen die Proportionen der mittelalterlichen Handschriften daher. Mit 1:1.50 hat sich dieses Modell bei der Buchgestaltung bis in die heutige Zeit bewährt.
1 : 1.50
Der typische Bildschirm bzw. die typische Grafikkartenauflösung liefert ein Verhältnis von 1:1.33. Vergleiche mit dem Bildschirmformat 640 x 480 Pixel und Vielfache davon.
1 : 1.33
Das amerikanische Format legal ist mit 1:1.65 einer der sehr schlanken Vertreter.
1 : 1.65
Das amerikanische Briefformat letter wirkt mit 1:1.29 etwas gedrungener als der DIN A4-Geschäftsbrief.
1 : 1.29
Mit einem Verhältnis von 1:1.25 wird es dann richtig breit. Eine prima Wahl, wenn man viel Bildmaterial und Illustrationen unterbringen muß.
1 : 1.25

DIN-Formate [in mm]
Die DIN-Papierformate basieren auf der Grundlage eines Bogens mit dem Flächeninhalt 1 qm mit dem Seitenverhältnis 1 :  Wurzel aus 2 (1 : 1,414) (DIN A0). Daraus errechnet sich ein Bogenformat von 84,1 cm x 118,9 cm. Alle weiteren Formate sind durch Halbierung abgeleitet.
Klasse
DIN A
DIN B
DIN C
0
841 x 1189
1000 x 1414
917 x 1297
1
594 x 841
707 x 1000
648 x 917
2
420 x 594
500 x 707
458 x 648
3
297 x 420
353 x 500
324 x 458
4
*      210 x 297
250 x 353
229 x 324
5
148 x 210
176 x 250
162 x 229
6
105 x 148
125 x 176
114 x 162
7
74 x 105
88 x 125
81 x 114

*     Also ist ein DIN A4-Papier 210 mm breit und 297 mm lang (297 : 210 = 1.414).


Papierformate

Um herauszufinden, wie groß das Blatt dann tatsächlich werden soll, könnte man folgende Überlegungen und Fragestellungen zu Rate ziehen:

  • Wieviel Information muß transportiert werden? Geht es in Richtung Telefonbuch oder mehr in Richtung Visitenkarte?
  • Müssen Details wie z.B. in einem Bildband wiedergegeben werden?
  • Ist der Textinhalt fortlaufend wie z.B. in einem Roman oder sollen unterschiedliche Informationen nebeneinander stehen wie z.B. in Zeitungen und Zeitschriften?
  • Welchen Auftritt will man haben? Eine Speisekarte kann im Restaurant großformatig aufliegen oder als einfacher Übersichtszettel vom Pizza Heimservice im Briefkasten landen.
  • Wo wird das Dokument gelesen, spielt das handling eine Rolle? Vom handlichen Taschenbuch auf Reisen bis zum gewichtigen Lexikonband, der zu Hause auf dem Tisch aufgeschlagen wird, liegt ein weites Spektrum.
  • Gibt es logistische oder technischen Vorgaben? Manchmal muß ein Dokument ja zwingend in einen Ordner oder Umschlag passen und ist damit formatmäßig schon festgelegt.
  • Für die Gestaltung von Büchern gibt man als »Hausnummer für das Buchformat« oft die Höhe des Buchrückens an. Die Breite errechnet sich aus einem der oben aufgeführten Porportionsvorschlägen.
    Die Bereiche für die Buchrückenhöhen haben ganz traditionelle Namen, die von der Anzahl der Druckbogenfalzungen abstammen.
Name Höhe[mm] Beispiel
Kleinoktav kl.-8° 100 - 185 typisch Paperback
Oktav 185 - 225 Paperback, Hardcover
Großoktav gr.-8° 225 - 250 Lexikonband
Quart 250 - 350 Diercke-Atlas
Folio 350 - 450 Da kommt der Foliant her
Großfolio gr.-2° 450... kaum noch zu halten

Typografisch erweiterte Betrachtungen auf dieser Übersicht (z.B. Was ist "Dickte"?).


gedankenspaziergänge, ©Mai 1996
Michael Nicklas, 101531.2176@compuserve.com

übernommen, umgebaut und verändert durch
Lukas Müller, Mai 2002