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Reto verfasste das Neueste aus der Lengnauer Literaturküche:
Wilfried Meychtry: Die Welt ist verkehrt, nicht wir - Ursula
Sie waren Weltreisende, Südsee-Reporter und Abenteurer – die Biographie des Paares Katharina von Arx und Freddy Drilhon. Eine junge Frau reist ohne Geld um die Welt – 1953 eine Sensation. Nach dem Studium in Wien macht sich Katharina von Arx auf den Weg nach Zürich. Dafür wählt sie den „längeren Weg“ nach Osten. Als sie von ihrer Reise zurückkehrt, stürzt sie sich in neue Abenteuer: Sie reist als Reporterin in die Südsee, porträtiert Eingeborene, die noch nie eine Weisse gesehen haben, und lernt ihren späteren Mann, den Fotografen Freddy Drilhon kennen – ein Rebell aus gutem Hause, der lange bei einem Stamm früherer Kannibalen lebte. 1958 kehren die beiden in die Schweiz zurück und kaufen zusammen ein heruntergekommenes Haus in Romainmôtier. Katharina macht sich die Pflege der Anlage zur Lebensaufgabe, Freddy hält die Sesshaftigkeit nicht aus und bricht auf. Die Biografie des Paars ist ein erstaunlicher Fund – und die Geschichte einer leidenschaftlichen Liebe.
Per J. Anderson: Vom Inder, der mit dem Fahrrad bis nach Schweden fuhr, um dort seine große Liebe wiederzufinden - Trudlis 5*
Diese Geschichte erzählt vom unglaublichen Schicksal des kastenlosen Pradyumma Kumar, genannt Pikay. Schon bei seiner Geburt wird ihm prophezeit, er würde einmal eine weisse Frau heiraten. In ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen, kennt er nur Extreme: Mal wird der talentierte Portraitzeichner von Indira Gandhi eingeladen sie zu malen, mal muss er hungern und schläft auf der Straße. Eines Abends taucht neben seiner Staffelei ein blondes Mädchen auf – und eine unglaubliche Liebesgeschichte nimmt ihren Anfang. Als Lotta zurück nach Schweden geht, stehen die Chancen schlecht um die beiden – wäre da nicht ein altes Fahrrad. Damit macht sich Pikay via Afghanistan auf den Weg, um die 7.000 km von Asien nach Europa zurückzulegen. Rechtzeitig merkt er noch, dass er nicht in die Schweiz sondern nach Schweden muss, gelangt endlich nach Österreich. Auch zahlreiche Rückschläge können ihn nicht aufhalten, bis er schließlich tatsächlich in der Heimat Lottas ankommt, einer völlig anderen Welt … Um das Happy End gleich zu verraten: Heute sind die beiden seit über 35 Jahren verheiratet, haben zwei Kinder und leben auf einem alten Bauernhof in der Nähe von Borås in Schweden.
Markus Maaeder: Vom Herzchirurgen zum Fernfahrer - Ruth
2003, auf dem Höhepunkt einer steilen Karriere, unternahm der renommierte Zürcher Herzchirurg Markus Studer einen spektakulären Spurwechsel. Gerade 57 Jahre alt geworden, tauschte er das Skalpell mit 460 Pferdestärken, den weissen Arztkittel mit einem blauen Overall, die begrenzte Welt des Krankenhauses mit dem weiten Ausblick aus der Fernfahrerkabine. Seither fährt er mit einem silbernen Stern an seiner Zugmaschine kreuz und quer durch Europa. Der Autor Markus Maeder liess sich vom Fernfahrer mit Doktortitel auf den Platz des Beifahrers bitten und kutschierte mit ihm von der Schweiz bis ans Mittelmeer und an die Nordsee. Dabei erlebte er den Alltag der Fernfahrer, die Kilometer fressen, um uns unseren gewohnten Alltag zu garantieren, hautnah mit. Geschlafen wurde im Truck, geredet während der Fahrt, getankt dort, wo der Diesel am günstigsten ist. Die Verpflegung erfolgte am Steuer, in Lastwagenkneipen oder an einem der Plätze, die Dr. Studer während seiner über 500'000 Kilometer, die er inzwischen durch ganz Europa gefahren ist, aufgespürt hat.
Christoph Marpa: Hug in the Dark, Eins mit dem Unbekannten - Reto
Annalaine und Norlaine, zwei mutige, humorvolle Frauen erfinden ein Spiel von knisternder Erotik. Zwei abenteuerlustige Männer steigen darauf ein. Die vier erleben die Intensivierung des sinnlichen Erlebens im Dunkeln und die synästhetischen Querverbindungen zwischen Fühlen, Riechen, Schmecken, innerem Hören und Sehen. Es wird auf Augenhöhe über Erotik, Freundschaft, Partnerschaft, bedingungslose Liebe, Kontrollverlust und die innersten Wünsche debattiert, gelacht und experimentiert mit dem Ziel, die erotische Spannung über die erste Phase einer Beziehung hinaus zu erhalten. Eine kluge Idee; leider so umgesetzt, dass der Leser denkt, „das wäre doch noch besser möglich!“ Die Diskussionen werden flach, das Ende gleitet ins Esoterische ab.
Tatiana de Rosnay: Das Haus der Madame Rose - Marianne
Paris 1868. Das mehrstöckige Haus in der Rue Childebert wurde bereits geräumt. Viele Gebäude in der Nachbarschaft sind schon abgerissen. Sie sollen den breiten Boulevards weichen mit denen Kaiser Napoelon III und sein Präfekt Hausmann Paris neu gestalten. Die Witwe Rose Bazelet hat sich im Keller ihres Hauses verschanzt, sie wird es nicht verlassen. Nur ein paar ehemalige Nachbarn wissen Bescheid. Allein zurückgelassen, hält sie Zwiesprache mit ihrem verstorbenen Mann Armand und lässt ihr Leben Revue passieren: ihre Hochzeit und den Einzug in das Haus, die Geburten der Kinder, die Todesfälle, Momente des Glücks und der Trauer und schliesslich ein Geheimnis. Das traurige Ende, Madame Rose findet mit ihrer Freundin Alexandrine in den Trümmern des Hauses den Tod. Alexandrine, die der Umgestaltung positiv gegenüber steht, wollte sie im letzten Augenblick noch retten.
Doris Knecht: Wald - Esther
Eine Frau allein in einem abgelegenen Haus in den Voralpen. Marian haust primitiv, in unfreiwilliger Autarkie, denn sie hat alles verloren. Früher, in der Stadt, hatte Marian Mode entworfen und lebte gut, dann trieben die Krise und eigene Fehler sie in den Bankrott, zum völligen Rückzug. Aber auch der Versuch, im geerbten Haus wieder zu sich zu finden, wird für Marian zum Überlebenskampf. Mühsam lernt sie, sich zu versorgen, sie fischt, wildert, stiehlt Gemüse und Hühner. Und sie muss sich arrangieren, in neuen Abhängigkeiten: Der reiche Grundbesitzer Franz versorgt sie mit dem Nötigsten und verlangt dafür sexuelle Dienstleistungen. Im Dorf feindet man die Aussenseiterin immer mehr an. Als sie als Hure beschimpft und bedroht wird, muss Marian sich den Dingen stellen. Was ist das nun eigentlich mit Franz? Und wie kann sie ihr Leben wieder in den Griff bekommen? Stückweise enthüllt der Roman Marians Sturz, schnell und unverblümt erzählt er, wie sie sich in ihrem neuen, archaischen Leben zu behaupten lernt. Eine starke, gefallene Frau mit dem Willen zum Neuanfang.
Die kommenden Themen: Nächstes Mal (April: Essen) fällt es evtl. aus, weil Marianne und ich beide weg sind (Reto). Mai = Humor, Juni = Stein und August = grün.
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