|
30. Apr 2012: Zweifel
Nora: Hier mein kleines Protokoll zum heutigen LiK-Abend...
Wir haben heute mit ganzen ZWölf LiK-Teilnehmerinnen
bzw. Teilnehmern geZWeifelt :)!!! Rita H. war indes so lieb
und hat uns auch mit essbaren ZWeifeln versehen, womit
wohl kaum jemand hat hungrig nach Hause gehen/fahren müssen ;).
Die lesbaren ZWeifel waren unglaublich vielfältig und spannend.
Angefangen hat
Barbara mit "Der
Zweifel", dem Erstlingsroman von Carla Haas
(1973*).
Darin geht es um die Zweifel einer jungen Frau v.a. in Sachen Beziehung.
Barbara's Wertung: (das Buch ist entgegen Barbara's Geschmack offenbar
auf eine sehr ausschweifende und zähe Art geschrieben)
Weiter ging's
mit Rita's Beitrag "Mr
Chartwell", ebenfalls einem Erstlingsroman,
dieses Mal aber demjenigen von Rebecca Hunt (1973*).
Mit ihrer Begeisterung für das Buch (entsprechende Wertung mit
!) hat uns Rita alle angesteckt!!! Die Personfizierung der Depression
mittels einem grossen schwarzen Hund, die geniale Diktion der Autorin
und nicht zuletzt auch die gut recherchierten Detailinformationen zum
Leben von Winston Churchill ergeben mit vielen weiteren Raffinessen
ein zweifellos grossartiges Leseerlebnis!
Als Kontrast zu den ersten beiden Büchern hat uns dann
Franziska einen rund 800-seitigen Kriminalroman von Leif GW Persson
präsentiert, der da heisst: "Zweifel"!
Hier wird der Fall um Olaf Palme endlich (auf)gelöst! Wenn auch "nur" für
den Leser... Von der finalen Auflösung jedoch abgesehen, ist dieser
Politkrimi alles andere als fiktiv und trägt all' die unzähligen
(un)gelösten Fragen, Fakten und Möglichkeiten zusammen, die
der Autor (selber studierter Kriminologe) feinstens recherchiert hat.
Ein Meisterwerk von - wie uns Franziska versichert.
Mit 5 treffenden Zweifel-Zitaten regte Ruth unsere Gedanken in einer
kleinen Buch-Pause an, in der man sich ausserdem Wein und Wasser nachschenkte
und die Zweifel auf dem Tisch langsam aber sicher dem Erdboden gleich
machte (?!?).
Ursula hatte gleich zwei zweifelhafte Werke (zweimal die Wertung
!) mit dabei!
1) "Wir
sind eigenartig, ohne Zweifel" >>> eine
Sammlung an kritischen Texten von schweizerischen Schriftstellerinnen
und Schrifstellern (v.a. von letzteren!) über die Schweiz. Gesammelt
und herausgegeben von Klara Obermüller. Von Jeremias Gotthelf
bis Thomas Hürlimann...
2) "Im
Zweifel gegen die Frau" von Walter Hauser (1957*,
Jurist) >>> Die Schilderung von schweizerischen Mordprozessen
im 20. Jahrhundert...
Es folgte ein kleiner und kurzer Exkurs von Nathalie mit "Eine
Blattlaus kommt selten allein: Aus dem Leben einer wild entschlossenen
Gärtnerin" von Margrit Schönenberger
Den Abend abgerundet hat zum Schluss
Marianne mit dem "Ruf
der Wildnis" von Jack London... Die
(Leidens-)Geschichte des Mischlingrüden Buck zurzeit des grossen
Goldrauschs in Amerika.
Lustigerweise hatte auch Reto noch ein Buch von Jack London dabei,
namentlich "Alaska-Kid", und so wurde London allgemein noch
ein wenig diskutiert.
Und zum Schluss hat Nora noch drei Gedichte vorgetragen:
2-fel
aus mir
dem einen
machen zweifel
2
gäbs dreifel
würdens
gar noch
3
doch ohne
2- und 3-fel
wärs erst recht
vom teufel
Amen.
Kurt Marti
Angst und Zweifel
Zweifle nicht
an dem
der dir sagt
er hat Angst
aber hab’ Angst
vor dem
der dir sagt
er kennt keinen
Zweifel.
Erich Fried
Sich nicht trauen
Wenn ich in den Himmel gucke, dann ist das doch die reinste Energie,
was
ich da sehe. Welche Energie da war, und das wir noch immer das Licht
der
bereits gestorbenen Sterne sehen können, obwohl sie vor Millionen
von
Jahren erloschen sind. Und das noch ein Universum gefunden wird und
noch
eins und noch eins.... Dieser wirklich sensationelle Wahnsinn wird
in
keinster Weise ernst genommen, sondern wir versuchen seit Ewigkeiten
so
zu tun, als wären wir die Eroberer dieses Universums. Als hätten
wir die
Weisheit gefressen. Wenn wir aber mal sagen würden, dass die Welt,
in der
wir leben, eigentlich nur ein Miniausschnitt von möglicher Freiheit
darstellt, dann wäre es doch leichter zu gestehen, das gerade
hier auf
diesem Miniplaneten noch gigantisch viel möglich ist und das wir
tatsächlich eingreifen können! Ja, wir können sogar
eingreifen. Was für
ein Privileg gegenüber Tonnen von abgestorbenen Gesteinsbrocken,
die
sonst so durchs All rasen... Man kann jetzt etwas tun, du kannst
tatsächlich deinen Traum erfüllen -- nicht den amerikanischen
Traum, das
meine ich nicht -- aber du kannst hier und jetzt alles hinterfragen,
vielleicht sogar berühren und ausprobieren... Aber du musst dich
dafür
auch wahnsinnig einbringen. Du musst dich wirklich mal investieren
und
du wirst auch extrem viel Kraft verlieren und du wirst es nicht mehr
sehr leicht haben. Das wird anstrengend und du wirst die ganze Zeit
immer nur da sitzen und denken, hätte ich mich lieber für
die andere
Seite entschieden. Die sind schon viel weiter als ich. Die haben schon
ein Auto, die haben schon eine Familie, die sind schon was. Während
ich in
Kanada gewesen bin oder auf dem Mond. Ich bin immer noch hier und traue
der
Sache nicht. Und ich glaube, dass wäre eigentlich so der Hauptpunkt.
Wir suchen vielleicht deshalb etwas, an das wir glauben können,
weil wir
das Vertrauen in uns verloren haben. Wenn man das Vertrauen an sich
selber wieder hat, dann kann man wahrscheinlich in diesem Leben
wunderbar glücklich werden. Aber da das Leben nicht leicht ist,
verliert
man als aller erstes das Vertrauen an sich selber.
Christoph Schliengensief

Vielen herzlichen Dank, Nora! fürs Protokoll gibts: LuPi
|