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Literaturkreis |
![]() 11.02.12 |
23. Jan 12: Catalin Dorian Florescu 9 Personen wollten Eindrücke ihrer Lektüre wiedergeben oder aufnehmen, die meisten aber gleich beides! Ein Protokoll zu führen war kaum möglich, da sich immer wieder Überschneidungen feststellen liessen. Allgemein waren die Teilnehmenden überrascht, dass das Thema der Herkunft, der Ausreise und der unterschiedlichen Lebensweisen in allen vier vorgestellten Büchern in ähnlicher Art vorkommt. Dies verleitet zu Spekulationen, was autobiografisch sein könnte; eigentlich war dieses Thema nicht ergiebig. Einigen war der Autor bekannt von seinen Kolumnen und gerade deshalb erstaunt, wie ähnlich die Bücher waren. Zu den einzelnen Werken: Wunderzeit (Reto) 2001 Der 15jährige Alin reist mit seinem Vater aus Rumänien via
Italien in die USA zu einer medizinischen Behandlung. Da der Vater
mit der Arbeitssituation in den USA nicht klar kommt, kehren sie nach
Rumänien zurück. Dies wiederum wird nicht verstanden, dass
jemand freiwillig zurückkehrt; auch die Mutter von Alin versteht
es nicht, da sie hoffte, bei Gelegenheit auch auszureisen. Das Ende
der Geschichte schildert den Grenzübertritt der ganzen Familie
zur zweiten Ausreise. Florescu machte als 9jähriger mit seinem
Vater eine Flucht via Italien in die USA. Sie kehrten nach Rumänien
zurück. Als 15jähriger
reiste er mit den Eltern in den Westen (Schweiz, Zürich). Der kurze Weg nach Hause (-) 2002 NZZ: «Zwei junge Männer sind unterwegs. Der eine reist, um zu vergessen, der andere seiner Erinnerung hinterher. Zürich, Wien, Budapest und Timisoara in Rumänien heissen die Stationen – zu Beginn der neunziger Jahre führt diese Reise vom übersatten Westen in den Osten des Aufbruchs, Neubeginns und der Desorientierung. Neun Jahre zuvor hat der Ich-Erzähler einen anderen, ähnlichen Osten auf der Flucht aus Rumänien zurückgelassen. Jetzt sucht er, mittlerweile 23-jährig, an den Orten seines Erinnerns auch die Kindheit, die ihm damals abhanden gekommen ist.» Der blinde Masseur (Heinz, Esther, Susi) 2006 Teodor kehrt nach Rumänien zurück um nachzuschauen, ob die
in seiner Erinnerung so starken Geschichtenerzähler (noch) existieren
und gerät dabei an einen blinden Masseur, der 30'000 Bücher
besitzt und sie sich von seinen Patienten vorlesen lässt.
Die zwei Welten der Schweiz und Rumäniens stehen sich mit lebensprallen
Geschichten gegenüber. «Teodor wird mehr und mehr ein Teil
der kleinen Welt, gerät jedoch gleichzeitig in ein Netz aus Hinterlist
und Täuschung.
Florescu lässt eine Welt entstehen, die ebenso unbarmherzig wie
poetisch, ebenso schön wie verzweifelt ist.» Zaira (Marianne) 2008 Eine "schwindelerregende Lebensreise" (www.books.ch) bringt
die Puppenspielerin Zaira zurück nach Bukarest. Aufgewachsen in
einem herrschaftlichen Bauernhof erfährt sie auf brutale Art die
Kriegswirren durch deutsche und russische Soldaten, später auch
die unmenschliche Seite des Kommunismus von Ceausescu. In Bukarest
lernt sie den Puppenspieler Traian kennen, der sie aber verlässt.
In den USA wird sie erfolgreiche Barbesitzerin und kehrt später
nach Bukarest zurück. In der
Schlussszene sucht sie Traian auf, der ihre Ankunft kommentiert mit: «Du?
Wo warst du so lange?» Jacob beschliesst zu lieben (Lukas, Rita) 2011, Schweizer Buchpreis 2011 Die Tochter eines herrschaftlichen Landwirtschaftsbetriebes, der nach Überschwemmungen und Feuersbrunst am Ende war, geht nach den USA und kehrt als wohlhabende, junge Frau zurück. Sie nimmt sich einen dahergelaufenen Stallburschen zum Mann. Dieser bringt den Hof in Kürze wieder in Schwung. Der Sohn gerät aber nicht nach Wunsch des Vaters, deshalb nimmt der Vater einen Zigeunerjungen als Erben... Auch hier wieder wird die Situation der Banaten (mehrheitlich Rumänien,
aber auch Serbien, wenig Ungarn) geschildert wie auch der Zigeuner.
Die Auswirkungen der Kriegswirren durch deutsche und russische Soldaten.
Dies ist eingebettet in feine Schilderungen des dörflichen Lebens,
der Überlebenskünste und Intrigen der Dorfbewohner, der grenzüberschreitenden
Liebe. (Detailkommentar) Nachtrag: Rita erwähnte noch Charles Lewinskys «Johannistag».
Das sei ein so spannendes und spezielles Buch, dass es einer besonderen
Empfehlung wert sei.
Ausblicke Feb-Mar 2012: Für Februar wurde ein Tipp von der Runde angenommen, es soll Umfassendes zur magischen Zahl Pi in Erfahrung gebracht werden. Das wird zwar auch etwas mit Mathematik zu tun haben, aber auch über Musik, Film, Literatur und Alltag wird hoffentlich Spannendes vermittelt. Thema des Märztreffens ist Stille (und nicht Stiller!). Ausblicke Juni 2012: Vom 2. bis 17. Jun 2012 ist
wieder Bücherbörse im Dorfmuseum
Lengnau. Susi sucht noch tatkräftige MithelferInnen. Sie wird
nächstens ein Rundmail verschicken und die Einladung zur Mitarbeit
noch etwas genauer formulieren. |
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Übersicht und Buchbesprechungen auf: Dorfmuseum Lengnau AG |