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Literaturkreis |
![]() 16.02.11 |
24. Jan 11: Filme & Bücher Am Tisch sassen 10 Personen. Die einen referierten, die andern hörten zu und fragten nach. Spannend war es auch diesmal wieder.
Natalie stellte «L'amant» vor. Die Autorin erhielt dafür den Prix Concours. Das Buch wurde 1992 verfilmt von J.-J. Annaud (u.a. 1986: Der Name der Rose, 1988: Der Bär, 1992: Der Liebhaber, 1997: Sieben Jahre in Tibet). Die Geschichte spielt zu Beginn der 30er Jahre in Indochine (heute Vietnam). Es ist die Story einer 15jährigen jungen Frau (die teils auch die Autorin ist) bis zur Abreise nach Paris. Die Erzählung ist wesentlich geprägt durch die Beziehung zu einem 17 Jahre älteren Chinesen. Die Familiensituation ist schwierig, die Erzählerin hat zwei Brüder. Im zweiten Teil wird die Lage aus dem Paris des Zweiten Weltkrieges beschrieben. Im Film wird die erotische Seite der Beziehung stärker gewichtet als im Buch.
Ruth stellt das Buch und die Figur des Dällebach Karis vor. Er lebte von 1877 bis 1931. Er wuchs im Emmental auf, machte eine Lehre als Coiffeur. Die Hasenscharte war das Element, das seine näselnde Sprache prägte und ihm zugleich soviel Hindernisse und Spott einbrachte. Seine Witze waren eher tiefsinnige Sprüche. In der Jugend war er verliebt in eine Fabrikantentochter, deren Eltern aber die Beziehung verunmöglichten. Der Alkohol war ein grosses Problem für ihn und damit war er auch ständig mit der Polizei im Konflikt. Dass seine Figur in diesem Buch vor allem auf dieses Problem reduziert wurde, konnte ihm die Rezensentin nicht verzeihen. Er starb an einem Krebsleiden, das er mit dem Gang in die Aare vorzeitig beendigte. Für seine Beerdigung wünschte er, dass das Lied "Wie die Blümlein draussen zittern" (Liedblatt) gesungen werde. Die Geschichte vom Dällebach Kari wurde verfilmt und neuerdings auch als Musical produziert.
Reto brachte den Erzählband «Begräbnis eines Schirmflickers und andere Erzählungen» mit. Die Titelgeschichte umfasst zwar lediglich 7 Seiten, ist aber köstlich und tiefsinnig zugleich. Zwei Schirmflicker nächtigen in kalter Nacht, am Morgen ist der eine tot. Der andere meldet den Tod, wobei der zuständige Gemeinderat den Toten um wenige Meter "verschiebt", damit er auf das Mark der Nachbarsgemeinde zu liegen kommt - die dann auch für die Bestattung aufkommen muss. Wie der andere Schirmflicker von einem Testament berichtet, wird die Verschiebung durch die Behörde rückgängig gemacht. Eine rauschende Trauerfeier wird abgehalten. Leider enthält der Testamentsbrief nur Zeitungspapier statt der Tausendernote. In diesem Band sind auch die Geschichten «Der schwarze Tanner» und «Das gefrorene Herz» enthalten. Beide hat Xavier Koller verfilmt; für «Reise der Hoffnung» erhielt Koller 1991 den Oscar für den besten nicht-englischsprachigen Film. Wie Inglin ist auch Koller gebürtiger Schwyzer, verlebte seine Kindheit aber im lauschigen Reussstädtchen Mellingen.
Lukas versuchte den Unterschied zwischen Buch und Film darzustellen, indem er eine Stelle aus Ecos Buch vorlas; es sind zwar nur zehn Sätze, diese nehmen doch zweieinhalb Seiten ein. Eine solch fabulöse Schilderung kann filmisch nie umgesetzt werde. Anderseits hat der Film Möglichkeiten, die über das Geschriebene hinausgehen. Der Film wurde regiert von J.-J. Annaud, siehe Tipp 1, «Der Liebhaber».
Ursula brachte eine originelle Hochzeitsanzeige mit, ein Daumenkino. Das Paar bringt auf diese Art einige Gedanken auf eine spezielle Weise rüber.
Der 16jährige Sohn eines Filmkritikers will nicht mehr zur Schule. Der Vater lässt ihn unter zwei Bedingungen aussteigen: a) pro Woche werden drei Filme mit anschliessend ausgiebiger Diskussion angeschaut, b) no drugs. Das «allerbeste Jahr» dauert dann drei Jahre. Das Buch macht keine Werbung für weitere Bücher von David Gilmore, wohl aber beste Werbung für Filme. Der grösste Mangel ist, dass die Auseinandersetzung mit den Filmen im Buch oberflächlich bis fehlend beschrieben wird; gerade das Wichtigste wird demnach vernachlässigt. Susi ist von diesem Buch enttäuscht, Franziska sieht das ebenso.
Susi ist zwar noch nicht fertig mit Lesen, kann dem Buch aber doch schon Gutes abgewinnen.
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