29. Nov 10: Umbruch
"Wir
verbrachten zu sechst einen gemütlichen und inspirierenden Abend."
Das Protokoll hat Ursula verfasst, herzlichen Dank dafür.
Ueltsch
Arnd «Das Blumenfeld im Trolleybus»
Ruth erzählt und liest uns vor vom 56-jährigen Autor, der
vom Bundeshausredaktor zum Buschauffeur wechselte. Von seiner Zeit
in diesem Beruf schreibt er witzige, nachdenkliche, ernste und auch
nicht ganz ernst zu nehmende Kurzgeschichten über das, was er
gesehen, beobachtet und sich alltags-philosophische Gedanken gemacht
hat.
Lukas
Hartmann «Die letzte Nacht der alten Zeit»
Reto stellt uns einen schweizerisch-geschichtsträchtigen Roman
vor, der vom Einmarsch der Franzosen am 4./5.März 1798 handelt.
Ein Wendepunkt in der Schweizergeschichte. Man kann sich fragen, wie
sich die Schweiz entwickelt hätte, wenn sich dieser Wendepunkt
vom alten System in eine neue Ordnung nicht so zugetragen hätte.
Darin eingeflochten ist die Geschichte dreier Menschen, die in einer
kalten Nacht auf einem Schiff über den Thunersee flüchten:
der entmachtete Regierungschef Steiger, sein Beschützer Korporal
Dubi und eine junge Wäscherin, die einen Franzosen erschlagen
hatte.
Titus
Müller «Die Jesuitin von Lissabon»
Ursula erzählt aus dem historischen Roman über das Erdbeben,
das 1755 ganz Lissabon zerstört hat.
Das Leben in Lissabon vor, während und nach dem Erdbeben wird
präzise und sehr bildhaft beschrieben. Die Nachbeben sind noch
nicht vorbei als bereits ein Machtkampf zwischen den Jesuiten und der
Regierung entbrannt. Die Jesuiten erklären das Erdbeben als Strafe
Gottes, um das Volk gefügig zu machen. Der Wissenschafter Antero,
der früher bei den Jesuiten war und diese nun bekämpft, kann
die Regierung überzeugen, dass er dem Volk das Erdbeben als Naturkatastrophe
erklären will und die Beweise dafür bald beisammen hat.
Auch eine Liebesgeschichte fehlt nicht… Die Liebe zwischen Antero
und einer reichen Kaufmannstochter, die sich später als Jesuitin
herausstellt, wird durch viele Stürme und Missverständnisse
geprüft.
Die Geschichte lehnt sich stark den historischen Vorkommnissen an,
was am Schluss des Buches nachgelesen werden kann.
Dacia
Maraini «Der Zug in die jüngste Nacht»
Ursula stellt den Roman vor, der in der Zeit des Kalten Krieges angesiedelt
ist.
1956 wird die junge Journalistin Amara aus Florenz beauftragt, nach
Auschwitz zu reisen und über das Leben hinter dem Eisernen Vorhang
zu berichten. Für sie ist dies eine Chance nach dem Freund aus
der Kindheit zu suchen, der mit seiner Familie jüdischer Herkunft
1939 von Florenz zurück nach Wien gezogen ist. Dieser hat ihr
in der ersten Zeit Briefe geschrieben, wie es ihnen in der Nazizeit
erging. Doch plötzlich brach der Kontakt ab. Im Zug nach Auschwitz
lernt die Journalistin einen Mann kennen, der ihr bei den Recherchen
helfen will. In Wien besucht sie alle Personen mit demselben Nachnamen
wie ihr Emanuele. Ein Mann gibt sich als diesen aus; doch sie glaubt
ihm nicht, denn er scheint viel älter und sie kann nichts an ihm
wieder erkennen. Bei der zweiten geplanten Reise nach Auschwitz machen
sie in Budapest Halt, um den Vater ihres Begleiters zu besuchen. Sie
geraten in die Aufstände der ungarischen Bevölkerung und
erleben den Einmarsch der Russen. Zurück in Wien trifft sie nochmals
den Mann, der sich als Emanuele ausgegeben hat... Doch das lest ihr
am Besten selber nach. Ein ausserordentlich spannender Roman und eine
Geschichtslektion aus der Perspektive von Betroffenen und Einzelschicksalen.
Ausblicke: Im Winterhalbjahr veranstaltet das Dorfmuseum
Lengnau fünf Lesungen,
wovon zwei auf Daten des LiK fallen. Zu all diesen Veranstaltungen sind
Interessierte herzlich eingeladen.
Rückblick: Ich
war in den USA und habe euch ein Souvenir mitgebracht. Im Bundesstaat
Connecticut spazierten wir am Strand (der zu Sommers Zeiten sehr gut
besucht werde), da entdeckte ich an der Seitenwand eines Kioskes ein
Bücherfenster. JedeR kann sich dort
mit Literatur bedienen. Das Angebot werde
rege benutzt. An gewissen Tagen sei fast das ganze Fenster leer. Auf
Nachfrage bei der Kioskleitung gibt es kein Problem mit Entwendungen.
Das funktioniere bestens. Die Leute bringen immer wieder Bücher
mit und stellen sie ins Fenster (aus Freude oder zum Entsorgen).
Ich dachte mir, ob nicht auch bei
uns solche Gelegenheiten geschaffen werden sollten... im Buswartehäuschen,
auf der Gemeindekanzlei, im Wirtshaus, am Waldrand im Himmelrich, am Strand
der Surb, auf der Hochwacht, ... |