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02.11.07

Marisha Pessl

Marisha Pessl, «Special Topics Jn Calamity Physics»
Deutsch: «Die alltägliche Physik des Unglücks», Fischer S. Verlag GmbH
März 2007 - gebunden - 601 Seiten, CHF 35.40
Mit Zeichnungen von Marisha Pessl, übersetzt von Adelheid Zöfel

LuPi nach 500 Seiten: Endlich bin ich als Detektiv gefordert. Ich muss nicht mehr nur all die klugen Verweise zur Kenntnis nehmen. Meine Fäden spinnen nicht immer wie die von Pessl. Manchmal ist die kriminalistische Anlage etwas gar manipuliert. Da muss die Pessl schon noch lernen, zB bei Eco, «Der Name der Rose».

Eine Pessltypische Beschreibung mit epischer Lust fürs Detail, S. 466/467: «Ich schaute auf ihn herunter. Er sah aus wie Hamlet. Und ich rede nicht von den Hamlets, die in die Sprache verliebt sind und immer nur an den bevorstehenden Schwertkampf denken und sich überlegen, wo sie in der nächsten Zeile die Betonung setzen sollen (Geh du in ein Kloster, Geh du in ein Kloster), nicht der Hamlet, der sich Sorgen machte, wie gut sein Gewand saß und ob man ihn auch noch in der letzten Reihe verstehen würde. Ich rede von den Hamlets, die sich fragen, ob sie diejenigen sein oder nichtsein würden, die von den Ellbogen des Lebens, von den Nierenhaken, den Kopfstößen und Ohrbissen betroffen sind, diejenigen, die nach dem letzten Vorhang kaum noch reden, essen oder ihr Bühnen-Make-Up mit Coldcream und Watte abschminken können. Sie gehen nach Hause und starren lang und ausführlich auf die Wand.»

Interessantes über Amerikaner, S. 480: Im Film «L'Avventura» von Michelangelo Antonioni (1960, I/F, s/w, mit Monica Vitti) ist am Ende des Films Annas Verschwinden immer noch genauso rätselhaft wie am ersten Tag. "Dad": «L'Avventura hat diese Art von elliptischem Ende, das den meisten Amerikanern absolut widerstrebt: Sie würden eher eine Wurzelbehandlung über sich ergehen lassen, als mit so einem Schluss allein gelassen zu werden, nicht nur, weil sie es nicht ausstehen können, wenn irgendetwas ihrer Vorstellungskraft überlassen bleibt - wir reden hier über ein Land, das Elasthan erfunden hat -, sondern auch, weil sie eine selbstbewusste, optimistische Nation sind. Sie wissen, was Familie bedeutet. Sie wissen, was richtig und falsch ist. Sie kennen sich mit Gott aus - viele von ihnen berichten von täglichen Gesprächen mit diesem Herrn. Und die Idee, dass keiner von uns wirklich etwas wissen kann - das ist ein Gedanke, dem sie auf keinen Fall ins Auge sehen wollen, da würden sie sich lieber mit ihrem eigenen halbautomatischen Sturmgewehr in den Arm schießen lassen.»

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