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26.01.02

Mann des Jahres 2001

Das "Schweizer Nachrichtenmagazin" wählte Osama Bin Laden zum "Mann des Jahres" mit der Begründung: "... hat die Menschheit im Jahre 2001 am meisten geprägt."

Bruno Schmid äusserte sich dazu in der AZ resp. Mittellandzeitung, Weekend Seite 5, vom Samstag, 26. Januar 2002. Er nähert sich zuerst dem Bild von O.B.L. mit speziellen Worten wie "fleischige Sinnlichkeit der Lippen", "warmes Braun der Pupillen", "stechendes Weiss der Augäpfel". Er zitiert Leserbriefkommentare zu der seltsamen Würdigung durch das "Schweizer Nachrichtenmagazin". Anschliessend verbindet er diese Meldung und die Leserbriefreaktionen mit einer Zeitungsmeldung: Der afghanische Tourismusminister pries sein Land als das "ideale Reiseziel" an. Das sei es besonders interessant für Europäer und Amerikaner, die das bombardierte Höhlensystem von ToraBora besuchen wollen.

Bruno Schmid kommentiert dies: "Dem menschlichen Gehirn sind keine Windungen krumm genug, als dass sie nicht Gedankensekrete der perversesten Art abzusondern vermöchten."

Meinerseits verstehe ich Bruno Schmids Reaktion. Sie scheint mir aber nicht sehr genau zu sein. Erstens wird ToraBora für Jahrzehnte ein Magnet des Tourismus sein, behaupte ich. Es erscheint mir nicht sehr differenziert betrachtet, Hunderttausenden von Leuten eine Gedankensekretion der perversesten Art anzuhängen. Zweitens vergleiche ich mit den nicht abbrechenden Besucherströmen z.B. in den Höhlengängen des Vietcong. Ist der Besucher nicht in beiden Fällen ebenso pervers? Im zweiten Fall diente es zum Sieg des lokalen Gewinners, im ersten ist es ein Beutestück der gewonnenen Partnership. Wie weit trägt "Historie schauen gehen" zur Erweiterung des Horizontes bei, wie weit ist es pure Befriedigung primitiver Begierden? Wie weit davon sind a) Besuche in der Schlachtkapelle Morgarten, b)stundenlange Übersetzungen in den Lateinstunden aus Julius Caesars "De bello gallico" oder der Kriegsschilderungen von Tacitus entfernt?

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