Tagesbericht vom Donnerstag, 23. Sep 2004

Der Tag begann für den Leiter mit zeitigem Aufstehen, einer morgendlichen Stadtreise durch eine schlaftrunkene Stadt mit dem 7er und dem 11er zum Kreuzplatz, dem Begegnen des Tageserwachens in einem kleinen Stadtpark mit Vorübungen und der grossen Form. Nachher folgte ein Aufsteller mit einem feinen Espresso im Bohemia. Darauf gondelte er zurück in die Jugi nach Wollishofen, wo die letzten SchülerInnen beim Frühstücken waren, die meisten waren aber bereits am Arbeiten. Die letzten Absprachen formten den Ablauf des Nachmittagsprogramms.

Um halb Zehn zogen wir los zum Stadtspaziergang über die Staubstrasse via Bahnhof Wollishofen an den See, durch das Strandbad Mythenquai zur Sukkulentensammlung. Die vorgegebene Aufenthaltszeit von 10 Minuten reichte nicht. Viele waren angetan ob der Vielfalt an Formen und Farben und Anpassungen der Sukkulentensammlung. Mit 9000 Arten gehört sie zu den weltweit grössten ihrer Art. Dem See entlang gings zum Bürkliplatz. Von hier weg durch den Schanzengraben, der wieder ganz andere, streckenweise sogar venezianische, Stadtansichten bietet als man sie von der Bahnhofstrasse her gewohnt ist.

Um halb Zwölf waren wir beim Jelmoli, Mittagspause, nächster Treffpunkt um 13:15 beim Bahnhof Wiedikon. Pünktlich konnten wir dann zum Nachmittagsprogramm starten. Im Gebäude der Feuerwehr präsentierte die Gruppe "Obdachlose" ihren Besuch bei der Obdachlosenhilfe resp. Notschlafstelle. Mit Schilderungen konnten sie uns etwas davon mitteilen, was es bedeutet, hier untergebracht zu werden. Zugleich wurde auch klar, dass es eine solche Institution braucht.

Als nächste Gruppe kamen die "Feuerwehr"-Leute zum Einsatz. Sie durften die Führung im Hause allein machen, begleitet von einem Feuerwehrkorporal. Vor dem Start instruierte dieser uns, wie wir uns zu verhalten haben, falls ein Alarm losgeht. Man spürte, dass die fünf Mädchen den Auftrag ernst genommen haben. Sie führten kompetent durchs Haus und berichteten ebenso kompetent von den Aufgaben und Abläufen. Erstaunlich war zu hören, wie viele Fehlalarme ausgelöst werden, v.a. durch Brandmelder. Die Feuerwehr rückt mehrheitlich nicht wegen Bränden aus, sondern zur Hilfe bei Strassenunfällen, Rettungen von Mensch und Tier aus besonderer Lage, etc. Gerade als wir das Haus verliessen, ging ein Grossalarm los.

Mit dem 2er fuhren wir zur Station Letzigrund, wo wir beim Stadioneingang von der "Fussball"-Gruppe informiert wurden. Dass der erste Teil wurde ab PC abgelesen, das war etwas mühsam für die ZuhörerInnen, obwohl die Vortragenden sich in der Sachfrage um die neuen Stadien Hardturm (Zürich) und Letzigrund gut auskannten. Die FCZ-Gruppe referierte mit wenig Engagement, man erfuhr kaum Neues.

Dann gings an die Langstrasse. Dort berichteten die beiden "Kriminalität"-Gruppen. Die "Seepolizei"-Gruppe besuchte den Hauptstandort in Oberrieden. Sie wurden freundlich aufgenommen und erfuhren Interessantes um den Job eines Seepolizisten. Sie konnten auch selber eine kurze Strecke mit dem Boot fahren. Die "sip"-Gruppe erzählte von der Begleitung einer Streife und erfuhr, was sip bedeutet (Sicherheit, Intervention, Prävention). Die Erfahrungen zeigen, dass die Arbeit auf dieser Ebene wirkungsvoller ist, als wenn nur Gewalt und Repression eingesetzt werden. Ein Gespräch mit Herrn Vieli liess sie erfahren, dass das Langstrassenquartier sich in den letzten Jahren normalisiert hat. Das belegen auch Statistiken.

Um 16:30 reisten wir mit dem 8er und 7er in die Jugi, lösten das Gepäck heraus. Eben begann es wieder etwas zu regnen. Es blieb noch eine halbe Stunde. Die einen reisten ab und gingen noch etwas "schöppelen" an der Bahnhofstrasse, andere nutzten die Zeit für ein Billard. Um 18:00 reiste der Zug Richtung Baden ab. Die meisten reisten ziemlich erschöpft von drei intensiven Tagen in Zürich heim.

Wir haben nichts davon mitbekommen, dass heute im FIFA-Zentrum auf der andern Stadtseite Pelé zu Besuch war. Ebenso ging die Visite von Gerhard Schröder in der Galerie Baviera im Kreis 4 von heute Abend ohne unser Zutun über die Bühne. Zürich ist eben doch etwas grösser als Endingen...

lmü